Bericht einer freiwilligen Helferin im Aishworya Heim in Kathmandu
Am 24. September 2016 bin ich im Aishworya Children‘s Home angekommen, wo ich einen Monat meiner Reise verbrachte.
Angefangen hat alles mit einer turbulenten Taxifahrt ins Kinderheim. Mit dem Koffer auf dem Dach ging es los, durch die chaotischen Straßen Nepals. Ich war sehr aufgeregt und konnte es kaum erwarten alle kennenzulernen. Der Empfang war sehr herzlich; jedes einzelne Kind hat mir die Hand gegeben und sich bei mir vorgestellt. Dies war ein sehr emotionaler Moment für mich.
Die Kinder waren sehr neugierig und haben gleich angefangen mit mir zu spielen. Mir ist sofort aufgefallen das die Kinder sehr viel mit ihren Händen spielen, singen und tanzen und gar nicht viel Spielzeug brauchen. Für die nepalesischen Kinder ist es außergewöhnlich Menschen mit hellen Haaren und heller Haut zu sehen. Die großen Mädchen haben mir oft die Haare geflochten und mir wunderschöne Frisuren gemacht.
Das Aishworya Children‘s Home wird von einer Familie geleitet; Mutter und Vater, deren Tochter und Sohn und anderen Freiwilligen.
Ich konnte im Apartment der Familie wohnen, die das Kinderheim leitet. Ich hatte dort ein einfaches Zimmer und bekam jeden Morgen einen leckeren nepalesischen Tee und Kekse zum Frühstück. Dann ging ich ca. 25 Minuten zu Fuß ins Kinderheim.
Die Kinder, die im Heim wohnen, sind zwischen 3 und ca. 15 Jahre alt und stammen aus ärmlichen Verhältnissen. Ihren Verwandten oder Eltern fehlen die Mittel sich um sie zu kümmern oder sie sind Waisenkinder.
Das Kinderheim ist für alle wie ein richtiges Zuhause mit vielen Geschwistern und Freunden. Sie sind eine große Familie, die sich gegenseitig helfen und füreinander da sind.
Jedes Kind hat die Möglichkeit die Schule zu besuchen und dadurch eine Grundausbildung zu erhalten. Was mich sehr gewundert hat war, dass Kinder aus einem unterentwickelten Land so gut Englisch sprechen können und ich mich so gut mit ihnen unterhalten konnte. Viele nepalesische Schulen werden in englischer Sprache geführt und auch schon in der Primary School (Kita und Kindergarten) werden den Kleinkindern auf spielerische Art und Weise einfache englische Wörter beigebracht.
Ich habe noch nie so selbständige junge Mädchen und Buben gesehen. Vor allem die Mädchen, auch schon die Kleinen, können kochen, putzen und passen auf die anderen auf als wäre es selbstverständlich. Manchmal wenn ich ihnen meine Hilfe anbot und mit anpacken wollte, sagten sie mir ich solle mich hinsetzen. Ich saß da, schaute zu und war fasziniert vom Pflichtbewusstsein dieser jungen Menschen. Natürlich durfte ich ihnen auch helfen. Ich habe den Kindern oft bei den Hausaufgaben geholfen, sehr viel mit ihnen gespielt und geredet, die Kleinen im Arm gehalten und die Großen haben mir gelernt wie man in der nepalesischen Küche kocht.
Die Nepalesen lieben Reis und es gibt auch jeden Tag Reis. Für mich war das anfangs sehr gewöhnungsbedürftig, bei der ganzen Vielfalt an verschiedenen Gerichten die es bei uns hier gibt. Nach jedem Reis-Gericht beteten und meditierten die Kinder ca. eine Stunde lang in einem Zimmer, in welchem sie einen kleinen Altar aufgebaut haben.
Es gab immer zwei Mal am Tag das typische Gericht Dal (Linsen) Bhat (Reis) mit Kartoffeln oder einer etwas andere Beilage.
Am Nachmittag waren die Kinder bis etwa 16.00 Uhr in der Schule. Zuhause waren nur die ganz Kleinen, dir Großen oder wenn jemand krank war. Als nachmittags-Snack gab es meistens verpackte Nudeln, die man mit Chips vergleichen könnte. Die größeren und ich haben diese in Wasser gekocht und als Suppe gegessen. Wie immer scharf, an das ich mich nicht ganz gewöhnen konnte.
Am 1. Oktober gab es ein großes Fest im Aishworya Children‘s Home. Wir haben Dashain und den Geburtstag vom Kinderheim gefeiert. Dashain ist das größte und am längsten gefeierte Hindu-Festival in Nepal. Die Mädchen haben sich schöne Kleider angezogen, die Nägel lackiert und sich geschminkt. Jeder hat ein Tikka bekommen, auch ich. Das Tikka ist ein Segenspunkt den man auf die Stirn bekommt. An diesem besonderen Tag kamen sehr viele Besucher ins Kinderheim und es gab viele verschiedene Beilagen, sowie auch Fleisch zum Reis. Dies ist etwas Besonderes. Es gab sogar einen Kuchen und Geschenke für die Kinder.
Die Kinder haben gesungen, getanzt und gelacht. Es war ein sehr aufregender und besonderer Tag für uns alle.
Währen meiner letzten Woche im Kinderheim besuchte uns meine Freundin Julia, die mit mir zusammen nach Nepal reiste. Darüber freuten sich die Kinder sehr.
Die Tage, Wochen vergingen wie im Flug. Der Abschied von den Kindern ist mir sehr schwer gefallen, da sie mir alle sehr ans Herz gewachsen sind.
Nepal, das Aishworya Children‘s Home und vor allem die Kinder und Nepalesen selbst, haben mir sehr viele wertvolle Eindrücke und Erfahrungen geschenkt, welche ich nie vergessen werden.
Lena Dibiasi